Es war vielleicht nicht die klügste Entscheidung, Samstag für einen Büchereibesuch zu wählen. Viel zu viele Leute tun nämlich das Gleiche.
Ist ja eigentlich ganz schön, dass die Leute noch soviel lesen, aber nerven tut es trotzdem, wenn die ohnehin schon zu engen Gänge dann völlig überfüllt sind.
Ich entschloss mich also Belletristik Belletristik sein zu lassen, und machte mich auf den Weg in die medizinische Abteilung, um dort "Der Mann der seine Frau mit einem Hut verwechselte" von Oliver Sacks zu suchen. Das war mir empfohlen worden. Im 2. Stock, wo die medizinischen Werke stehen war es angenehm ruhig, und ich stöberte voll Wonne in den Büchern, die sich mit Themen befassten, von denen ich nicht einmal Ansatzweise Ahnung hatte. Ich kam zu dem Schluss, dass ich so nie fündig werden würde und suchte einen Computerplatz, um in diesem Online-Katalog nachzuschauen.
Als ich gerade fündig geworden war, und mir die Signatur des Buches notieren wollte, bemerkte ich ein kleines Kind neben mir stehen, das beobachtete, was ich da denn tat. Ich unterdrückte einen Würgreiz, und lächelte das Kind an. Es streckte mir die Zunge raus.
Unschlüssig, wie nun weiter zu verfahren sei, stand ich auf um mein Buch zu holen. Da fing das Kind an zu schreien. Die Mutter des Kindes, die ein paar Regale weiter hinten nach Literatur suchte streckte ihren Kopf in den Gang, und sagte: "Nils, bitte." Dann verschwand sie wieder. Das Kind schrie immer noch.
Ich nahm mein Buch, lief die Treppe runter zur Ausleihe und ging dann nach Hause.
Ich weiss, die Geschichte hat jetzt keine richtige Pointe, und niemand würde sich mehr eine wünschen, als ich, aber worauf es mir ankommt: Was hat ein Kind von ca. 4 Jahren in einer Bücherei verloren? Es kann doch vermutlich noch gar nicht lesen.