Der zweite Bildungsweg

Ich habe ja nun seinerzeit mein Abitur auf dem 2. Bildungsweg nachgeholt. Ist auch noch gar nicht so lange her. Vor 2 Jahren war das. Ich bin damals auf das Abendgymnasium in Hannover gegangen.
Jetzt bekomme ich eben eine eMail, in der ein Jahrgangstreffen angekündigt wird. Ganz ohne rundes Jubiläum, einfach mal so. Schön.
Nur leider musste ich feststellen, dass ich von meinem gesamten Abi-Jahrgang nur noch 5 Leute namentlich kenne. Den Rest habe ich einfach vergessen. Dabei kann ich meine Grundschulklasse noch heute bis auf 2-3 Ausnahmen komplett runterleiern. Und auch meine Realschulklasse kriege ich mehr oder weniger hin. Das ist doch ncht normal?
Woran kann das liegen? Sind die Freunde, die man als Kind hat wichtiger im Leben? Oder prägsamer? Waren es einfach bessere Freunde, an die man sich noch gerne erinnert? Oder ist es am Ende gar eine neurologische Störung?
Ich werde mich gleich mal auf die Suche nach der Abi-Schrift machen, vielleicht hilft das meinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge.

Mittwoch, 10. Dezember 2003, 20:31, von flood | |comment

 
Die heutige Gesellschaft...
...kennt kaum noch Konstanten. Alles entsteht aus der Retorte und verschwindet ebenso schnell wieder, wie es kam: Popstars, Start-Up-Unternehmen, technische Neuheiten, politische Systeme, Ruhm, etc.

Das menschliche Gehirn stellt sich auf diese rasanten Veraenderungen ein und sorgt auch in anderen Bereichen fuer eine aehnliche Oberflaechlichkeit eigentlich wichtigen Dingen gegenueber.

Damals, ja, damals, gab es Ariel und Persil. Heute gibt es zusaetzlich Spe, Linux, Tandil, Frosch, usw. - dazu dann jeweils noch in 10 Varianten, wie Megaperls, 3-Komponenten, fein, wolle, angora oder weiss. Sogar die Musik verkommt zu einem Einheitsbrei. Etliche Black Music Stuecke klingen aehnlich, Techno, Trance & Co sind kaum zu unterscheiden und eine zuenftige eGitarre sucht man vergebens. Stattdessen bekommt man gepushte Stars, die jeglicher Leidenschaft fuer die Musik entbehren.

Kein Wunder also, dass das menschliche Gehirn einen zerebralen Kollaps vermeidet, indem es keine neuen Langzeiterinnerungen anlegt. In Uebersee gibt es dieses Phaenomen uebrigens schon seit etlichen Jahren, ich moechte sogar behaupten, dort entstanden die Prototypen dieser mentalen Schutzreaktion.

Kein Grund zur Panik also, das ist voellig normal, wenn auch nicht schoen. Die Welt vergisst schneller, das macht sie aber auch flexibler und Flexibilitaet ist eine Saeule des Fortschritts... wenn wir jetzt noch diese laestigen Gefuehle ueber Bord schmeissen koennen...

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Eine wahrhaft
treffende Analyse der Situation.
Traurig dabei nur, dass so etwas gerade mir passiert. Ich hatte immer gedacht, ich wäre einigermassen resistent gegen derartige Modetrends, und gegen die schnelllebigkeit in unserer Gesellschaft.
Anscheinend gilt das nur bedingt.
Nun denn, ich habe mir mit Hilfe der Abi-Zeitung einige Namen wieder draufgeschafft, und warte nun auf das Treffen.
Ich weiss nur noch nicht, was ich machen werde, wenn es ans Erzählen von Anekdoten geht.

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